Seit vier Jahren befindet sich „Dragon Age: Origins“ schon in der Entwicklung. War es Anfangs noch ein Geheim-Projekt, von dem nur wenig bekannt war, beginnt dieses Jahr endlich der Marketingprozess um die Öffentlichkeit auf den (von EA) geplanten Release im Frühjahr 2009 einzustellen. (Auch wenn bei BioWare schon offen über einen späteren Release nachgedacht wird.) Auf der Games Convention 2008 in Leipzig hatten wir von DragonAge-Game.de die Möglichkeit uns das Spiel vom Bioware Community Manager Chris Priestley präsentieren zu lassen.
Story & Welt
Wie zu erwarten, wird „Dragon Age: Origins“ einen seiner Schwerpunkte auf eine ausgefallene und dichte Story legen. Chris Priestly versprach uns, ohne mehr sagen zu dürfen (auch wenn er wollte), wirklich außergewöhnliche Enden. Ja richtig, Mehrzahl! Denn in Dragon Age wird es nicht nur mehrere Ursprungsgeschichten („Origins“) geben, sondern auch verschiedene Enden. Und auch zwischen Anfang und Ende soll der Spieler immer vor die Wahl gestellt werden. Wie jetzt schon bekannt ist, wird es definitiv nicht möglich sein beim ersten Durchspielen von Dragon Age alles zu erleben und zu sehen. Ein zweites oder drittes Mal ist dazu auf jeden fall nötig.
Doch beginnen wir am Anfang der Geschichte. Aufruhr im Königreich Ferelden: Nach dem Tod seines Vaters, ist der junge König Cailan an die Macht gekommen. Gleichzeitig werden auch wieder Gerüchte über eine neue Blight (dt. in etwa „Hauch des Todes“) laut. Damit ist ein schreckliches Ereignis gemeint, das nur alle paar hundert Jahre eintritt, dann aber die Welt mit Schrecken und Zerstörung überzieht. Denn es ist das Ereignis, wenn die Darkspawn (dt. in etwa „finstere Ausgeburten“) aus ihren unterirdischen Verstecken kommen. Immer dann, wenn sie ein Drachen-Ei finden und daraus einen mächtigen Erzdämon erschaffen. Nur dann sind sie stark genug ihre vollkommene Zerstörung zu betreiben, die Darkspawn sind das pure Böse. In dieser Zeit der Angst will der junge König die Gelegenheit nutzen und in die Geschichte seines Volkes eingehen, als König, der die Darkspawn besiegt hat. Doch dazu benötigt er natürlich Hilfe. Unsere Hilfe, das heißt den Spieler mit seiner Ursprungsgeschichte.
Origins & Charaktererschaffung
In Dragon Age wird es wie in fast allen BioWare-Spielen eine umfangreiche Charaktererschaffung geben. Diese soll in „Dragon Age: Origins“ aber noch komplexer ausfallen, als beispielsweise im letzen BioWare-Spiel „Mass Effect“. Dazu kommen in Dragon Age natürlich noch die Ursprungsgeschichten. Diese sollen, neben der Wahl der Klasse und der Rasse, einen erheblichen Einfluss auf das Spielgeschehen haben. Doch zwischen was werden wir überhaupt wählen dürfen? Viel ist darüber leider noch nicht bekannt, denn Bioware hüllt sich gerade bei den „Origins“ noch sehr in Schweigen. Sicher ist jedoch, dass man sich zu Beginn des Spiels für eine der drei Rassen Menschen, Zwerge und Elfen entscheiden muss. Allen drei Rassen sollen auch die drei Klassen Kämpfer, Magier und Dieb (engl. Fighter, Mage, Thief) zur Verfügung stehen. Spezialisierungen (zum Beispiel in Richtung Schwert oder Elementarmagie) finden dann erst später, direkt im Spiel statt. Wie schon erwähnt soll die gewählte Ursprungsgeschichte einen großen Einfluss auf das Spiel haben. Deshalb ist es eher wahrscheinlich, dass der Spieler sich hier praktisch für einen gesellschaftlichen Stand, und weniger für eine richtige Geschichte entscheiden muss. Bekannt ist jedenfalls zumindest, die Wahlmöglichkeit zwischen einem Charakter adliger, reicher oder armer Herkunft. Desweiteren sollen auch nicht alle Kombinationen aus Rasse und Herkunft möglich sein. Elfen haben beispielsweise einen sehr niedrigen Stand in der Gesellschaft und werden deshalb sicher nicht aus dem Adel stammen.
Kampf & Quests
Kämpfe finden in Dragon Age natürlich mit einer Party, das heißt mit einer Gruppe verschiedener Charaktere, statt. Die maximale Größe wird, wie in vergleichbaren Spielen, bei vier Charakteren liegen. Ob diese Anzahl kurzzeitig für bestimmte Aufgaben überschritten werden kann ist noch nicht bekannt. Auf jeden Fall wird es jedoch wichtigere und unwichtige Begleiter geben, wobei sich letztere teilweise nur für einzelne Quests zur Gruppe gesellen. Im Kampf agiert die KI der Gruppe sehr überzeugend. Magier halten sich weiter hinten, Krieger stürmen nach vorne, kommen aber auch wieder zurück um einen anderen Charakter zu unterstützen falls dieser in Bedrängnis gerät. Bei größeren Gegnergruppen kann dies auch recht schnell passieren, da die KI auch Gegner intelligent agieren lässt. Stirbt ein Charakter der Gruppe, so wird er erst nach Ende des Kampfes wieder belebt. Wenn alle Gruppenmitglieder das Zeitliche gesegnet haben ist das Spiel beendet und man muss neu laden. Um dennoch aus mancher schwierigen Situation erfolgreich heraus zukommen, wird es in „Dragon Age: Origins“ natürlich auch spezielle Kampffertigkeiten und Zaubersprüche geben. Besonders Interessant: Viele der Zaubersprüche können mit ihrer Umwelt agieren. Zwar lässt sich mit einem ohnehin schon mächtigen Feuerball nicht jede x-beliebige Holztruhe in Brand stecken, aber dafür interagiert er mit vielen anderen vorgegebenen Objekte und vor allem Zaubern. Diese Interaktion fügt dem Spiel eine neue und sehr interessante taktische Komponente hinzu. So lässt sich beispielsweise gegnerisches Feuer mit einem heraufbeschworenen Schneesturm unschädlich machen. Inwieweit dieses Feature letztlich spielentscheidend sein wird, bleibt natürlich abzuwarten. Hoffen lässt es aber allemal. Übrigens wurde auch an die Nahkämpfer gedacht: Neben Kampffertigkeiten sollen auch für jede Waffenklasse einige Finishing Moves (dt. Todesstöße) eingebaut werden. Stichwort: „Ich haue dem Goblin den Kopf ab, weil der gerade auf der richtigen Höhe ist.“
So schön Finishing Moves letztlich auch aussehen mögen, einen direkten Einfluss auf das Spielgeschehen werden sie dafür nicht haben. Ganz im Gegensatz zu den Entscheidungen, die die Spieler im Laufe der Geschichte treffen müssen. Zwar bleibt die Hauptquest gleich, wenn man von den unterschiedlichen Enden absieht. Aber ganze Nebenquests sollen sich durch Entscheidungsmöglichkeiten in verschiedene Richtungen entwickeln oder sogar nur nach bestimmten Entscheidungen zur Verfügung stehen. Dabei ist es auch nötig, moralische Entscheidungen zu fällen. Viel Potenzial hierfür bietet zum Beispiel die bereits erwähnte untergeordnete, fast Sklavenartige Rolle der Elfen. Und auch Magier sollen von vielen mit größter Skepsis betrachtet werden. Ob man einen Charakter jedoch tatsächlich „gut“ oder „böse“ spielen werden kann und welche Auswirkungen das haben könnte ist leider noch nicht bekannt.
Zukunft
„Dragon Age“ ist von BioWare bewusst als Marke eines zukünftigen Franchises konzipiert worden. Selbstbewusst prangte schon in der GC-Demo der Schriftzug „Downloadable Content“ (dt. Herunterladbare Inhalte) im Spielmenü. Auf unsere Nachfrage hin, wurde schnell klar, dass BioWare in Zukunft weitere Spiele in der Welt von Dragon Age plant. Für „Origins“, könne man jedoch noch nicht genau sagen, was es an Zusatzinhalten geben wird. Von Premium Modulen (wie bei Neverwinter Nights 2), über einzelne Waffen und Quest bis hin zu Prestigeklassen, sei alles möglich. Ziel sei es erst „Origins“ fertigzustellen und dann über die Zukunft nachzudenken. Das gilt laut Chris Priestley im Übrigen auch für eine eventuelle Konsolenversion von Dragon Age. Gedanken dazu würde man sich machen, Priorität hätte aber die PC-Version. Was auch immer BioWare vor hat, durch das mitgelieferte Tool-Set, sollen auch die Fan-Entwickler, und damit die ganze Community, auf ihre Kosten kommen. Einem wirklich großen Titel steht also nichts im Wege.
geschrieben von Sweil