Geschichte der Kirche – Teil 1: Das Imperium in Flammen
“Die erste Verderbnis verwüstete das Tevinter Imperium. Die Dunkle Brut hatte nicht nur die Landschaft verwüstet, die Einwohner Tevinters mussten auch noch erkennen, dass sich ihre eigenen Götter gegen sie gewandt hatten. Dumat, der Alte Gott, einst als Drache der Stille bekannt, erhob sich, um die Welt zum Schweigen zu bringen, und trotz der fieberhaften Bitten der Menschen nach Hilfe, taten die anderen Alten Götter nichts. Die Einwohner des Imperiums begannen ihren Glauben in Frage zu stellen und bestraften ihre Götter, weil diese ihnen nicht geholfen hatten, indem sie Priester ermordeten und Tempel niederbrannten.
In jenen Tagen, auch nach Verwüstung der ersten Verderbnis, erstreckte sich das Imperium über die bekannte Welt. Das Imperium, gesäumt mit barbarischen Stämmen, war gut vorbereitet auf Invasionen und Angriffe von aussen. Passend, dass die Geschichte seines Niedergangs von Innen begann.
Die Einwohner aus den weit entlegenen Gegenden im Norden und Osten des Imperiums begannen, gegen ihre mächtigen Oberherren zu rebellieren. Die Tevinter Magister beschworen Dämonen, um diese kleinen Rebellionen niederzuschlagen und liessen die Leichen verbrennen, als Exempel für all jene, die es wagten, zu rebellieren. Das Imperium begann sich von innen zu zerstören, Pulke von wütenden und desillusionierten Bürgern taten, was feindliche Armeen über Jahrhunderte nicht geschafft hatten. Aber die Magister vertrauten auf ihre Macht und sie konnten sie konnten nicht glauben, dass sie eine Verderbnis überlebt hatten, nur um anschliessend von ihren Leuten zerstört zu werden.
Sogar nach der Verderbnis verfügte Tevinter über eine Armee, die grösser war, als jene jeder anderen organisierten Nation in Thedas, aber diese Armee verstreut und ihre Moral schwand. Der Untergang Tevinters kam dadurch, dass die Alamarri Barbaren, die ihre Clans und Festungen über die Wildnis des Fereldanischen Tals an der südwestlichen Grenze des Imperiums hatten, Schwäche bei ihren Gegnern sahen, und, nach einem Zeitalter der Unterdrückung, sich aufmachten, nicht nur ihr eigenes Land zu befreien, sondern auch das mächtige Tevinter zu Fall zu bringen.
Die Anführer dieser gesegneten Kampagne waren die grossen barbarischen Kriegsherren, Maferath, und seine Frau Andraste. Ihre Träume und Ambitionen würden die Welt für immer verändern.“
"—ein Auszug aus “Geschichten der Zerstörung von Thedas” von Bruder Genitivi, Gelehrter der Kirche."
Geschichte der Kirche – Teil 2: Eine geborene Prophetin
“Als die Prophetin Andraste und ihr Ehemann Maferath an der Spitze ihrer barbarischen Horde ankamen, wurde der Süden Tevinter ins Chaos gestürzt. Das Imperium hatte sich in der Vergangenheit gegen Invasionen verteidigt, aber jetzt standen sie ohne Schutz ihrer Götter da, ihre Armee war ramponiert und ihr Land war von der Verderbnis verwüstet. Viele fühlten, dass der Zeitpunkt der Invasion ein weiteres Wunder des Schöpfers in der Kampagne Andrastes war, sein göttliches Wort zu verbreiten.
Andraste war mehr als nur die Frau eines Kriegsherrn, sie war auch die Verlobte des Schöpfers. Bezaubert von der Melodie ihrer Stimme, als sie auf der Suche nach Führung zum Himmel sang, erschien der Schöpfer Andraste und schlug ihr vor, mit Ihm zu kommen, und die mit Makeln behaftete Welt der Menschheit hinter sich zu lassen. In ihrer Weisheit bat Andraste den Schöpfer, zu Seinem Volk zurückzukehren, und ein Paradies in der Welt der Menschen zu erschaffen. Der Schöpfer stimmte zu, aber er wollte das alles nur tun, wenn alle auf der Welt vom Glauben an ihre falschen Götter abwichen und die göttlichen Geböte des Schöpfers befolgten.
Bewaffnet mit dem Wissen des einen wahren Gottes, began Andraste die Kreuzzüge gegen das geschwächte Imperium. Eines der Gebote des Schöpfers, dass Magie der Menschheit dienen sollte, statt über sie zu herrschen, war Musik für die Ohren der Unterdrückten in Tevinter, die unter dem Daumen der Magister gelebt hatten.
Kunde vom Kreuzzug Andrastes, von ihren Wundern und militärischen Erfolgen, verbreiteten sich weit und breit. Jene im Imperium, die fühlten, dass die Alten Götter sie verlassen hatten, hörten den Worten des Schöpfers eifrig zu. Diejenigen, welche die Tempel zerstört hatten, taten dies jetzt im Namen des Schöpfers und seiner Prophetin Andraste. Als Maferaths Armeen die Landen des südlichen Tevinters erobert hatte, so eroberten Andrastes Worte Herzen.
Man sagt, dass der Schöpfer auf die Welt gelächelt hatte, am Kampf auf den Valarian Felden, wo Maferaths Streitkräfte die grösste Armee, die Tevinter ausheben konnte, herausforderte und besiegte. Die südlichen Gegenden des mächtigen Imperiums waren nun der Gnade der Barbaren ausgeliefert. Der Glaube in den Schöpfer, verstärkt durch solche Wunder, drohte, das Imperium in dessen Grundfesten zu erschüttern.
Natürlich ist das menschliche Herz mächtiger als die grösste Waffe, und wenn es verwundet ist, ist es zu den schwärzesten Taten bereit.“
"—ein Auszug aus “Geschichten der Zerstörung von Thedas” von Bruder Genitivi, Gelehrter der Kirche."
Geschichte der Kirche – Teil 3: Über den Verrat an Andraste
Es heißt, Maferath habe nach der Schlacht bei den Valerianischen Feldern entrückt in die Ferne geblickt. Er hatte die südlichen Gefilde des mächtigsten Reichs erobert, das die Welt je gesehen hatte, und die verstreuten Barbarenclans zu einer gefürchteten Streitmacht gemacht. Voller Stolz drehte er sich zu seinen Männern um. Er wollte ihnen gratulieren - doch sie hatten sich von ihm abgewendet.
Maferath fiel dem Neid anheim. Trotz seiner Leistungen wurde der gesamte Ruhm seiner Frau zuteil. Sie hatte Macht und Einfluss, während er nicht mehr war als ihr zweiter Gatte, nach dem Erbauer. Das erfüllte sein Herz mit Zorn. Wenn der Eroberungszug dazu führte, dass ein vergessener Gott und eine Legion von religionssüchtigem Geschmeiß ihm seine Frau wegnahmen, schien ihm der Krieg die Mühen nicht wert.
Hier unterscheiden sich Geschichte und Gesang des Lichts. Historischen Quellen zufolge erwartete Maferath weiter nördlich im Hauptgebiet des Reichs nichts als weitere Schlachten gegen sich eine rasch wieder formierende Armee, und daran verzweifelte er. Der Gesang des Lichts hingegen erzählt, dass Maferath von seiner Eifersucht auf den Erbauer und Andrastes Ruhm zerfressen wurde, da er doch die Armeen angeführt hatte.
Maferath reiste nach Minrathous, der Hauptstadt des Reichs, um mit Archon Hessarian zu sprechen. Er bot dem Reich seine Frau an, im Austausch gegen einen Friedensvertrag, der die Feindseligkeiten ein für alle Mal beenden sollte. Der Archon wollte die Prophetin zum Schweigen bringen, die sein Volk gegen ihn aufhetzte, und akzeptierte. Maferath führte Andraste in einen Hinterhalt, wo Soldaten des Reichs sie gefangen nahmen und ihrem Erhabenen Marsch ein Ende setzten
Andrastes Hinrichtung auf dem Hauptplatz von Minrathous zog gewaltige Menschenmassen an. Auf Befehl des Archons wurde sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt, denn das hielt das Reich für die denkbar schmerzhafteste Strafe. Die Kirche behauptet allerdings, die Flammen hätten Andraste stattdessen gereinigt und ihr Leben erfüllt, da sie nun an die Seite des Erbauers konnte. Jedenfalls sind sich alle einig, dass sie keinen Ton von sich gab, obwohl zu erwarten gewesen wäre, dass sie schreien würde. Der Anblick der brennenden Prophetin erfüllte die Menge mit einem tiefen Schuldgefühl, als wären sie alle Teil einer gewaltigen Gotteslästerung. Der Moment war so bewegend, dass der Archon selbst sein Schwert zog und es der Prophetin ins Herz stieß, um ihr Leiden zu beenden. Die auf dem Platz Versammelten brauchten lange, um die Bedeutung des Gesehenen zu erkennen.
Denn obwohl Andrastes Hinrichtung die Niederlage des Glaubens an den Erbauer symbolisieren sollte, besiegelte sie in Wahrheit das Schicksal der Verehrung der Alten Götter und bereitete den Weg für die Verbreitung des Gesanges des Erbauers.
-- Aus "Geschichten über die Zerstörung von Thedas", von Bruder Genitivi, Scholar der Kirche.
Geschichte der Kirche – Teil 4: Die Geburt der Kirche
Die Menge, die bei Andrastes Tod zugegen war, war zurecht verzweifelt. Die Hinrichtung der Prophetin soll den Erbauer so erzürnt haben, dass er der Menschheit ein weiteres Mal den Rücken kehrte, womit die Völker von Thedas dem Leid in der Finsternis überlassen blieben.
In diesen dunklen Zeiten verlangte es die Menschen nach Licht, gleichgültig, woher es kam. Manche fanden Trost bei dämonischen Kulten, die im Gegenzug für ihre Anbetung Macht und Reichtum versprachen. Andere baten die Alten Götter um Vergebung und erflehten die Rückkehr der großen Drachen. Wieder andere sanken so tief, dass sie die Dunkle Brut anbeteten und abstoßende Kulte gründeten, die das Böse in seiner reinsten Form zum Gott erhoben. Die Welt weinte, als ihre Völker einen Erlöser herbeisehnten, der jedoch nicht kam.
Aber Andrastes Anhänger vergaßen ihre Lehren nach ihrem Tode nicht! Der Andraste-Kult barg nach der Hinrichtung ihre heilige Asche aus dem Friedhof von Minrathous und verbrachte sie zu einem geheimen Tempel. Schon lange weiß niemand mehr, wo sich dieser Tempel befindet, aber Andrastes Asche wurde zu einem Symbol für den nicht zu beugenden Glauben an den Erbauer und die Möglichkeit, trotz aller Verfehlungen gegen ihn seine Vergebung zu erlangen.
Mit der Zeit verbreitete sich der Andraste-Kult und wurde größer, und der Gesang des Lichts entstand. Erklingt dieser Gesang in allen vier Ecken von Thedas, so hieß es, würde der Erbauer der Welt wieder seine Aufmerksamkeit schenken. Mit der Ausbreitung des Gesangs des Lichts wurde der Andraste-Kult als Andraste-Kirche bekannt. Und wer zum Glauben dieser Kirche konvertierte, sah es als seine Pflicht an, Andrastes Wort weiterzugeben.
Es gab viele Konvertierte, darunter auch mächtige Männer im Reich und den Stadtstaaten, die heute Orlais bilden. Die Kraft der Worte des Erbauers war so groß, dass der junge König Drakon in mehreren Erhabenen Märschen die Stadtstaaten einte und ein Reich schuf, das ausschließlich dem Willen des Erbauers gewidmet war. Das orlaisianische Reich wurde zum Sitz der Macht der Kirche, und die Große Kathedrale in Val Royeaux zum Ursprung jener Bewegung, an deren Ende die organisierte Kirche stand, wie wir sie heute kennen. Drakon, inzwischen Kaiser Drakon I., schuf den Zirkel der Magi, den Templer-Orden und das heilige Hochamt der Göttlichen. Er wird innerhalb der Kirche fast genauso verehrt wie Andraste selbst.
Die moderne Kirche fußt auf Glauben und Schönheit, sieht es aber auch als notwendig an, Thedas vor all den Mächten zu bewahren, die ihm Böses wollen. So wie die Grauen Wächter die Welt vor der Verderbnis schützen, schützt die Kirche die Menschheit vor sich selbst. Das wichtigste Ziel der Kirche aber ist es, sich die Vergebung des Erbauers zu verdienen, auf dass er eines Tages zurückkehre und die Welt zu dem Paradies mache, das sie immer sein sollte.
-- Aus Geschichten über die Zerstörung von Thedas, von Bruder Genitivi, Scholar der Kirche.