Review von Paragon
Fangen wir beim Anfang an.
FLOP: Der ist schlecht. Okay genauer: Jede Origin aus Teil 1 nimmt sich mehr Zeit für ihre Figuren, ihr Leben und ihre Herkunft. In Teil 2 wird man direkt ins Geschehen geschleudert ohne einen Bezug zu bekommen: Ich habe mein Heim verloren?! Oh Nein! Moment...welches Heim? Das Dorf Lothering? Das habe ich nichtmal gesehen! Selbst drei Szenen, während die Anfangscredits rollen, hätte doch gereicht. Warum keine 20 Minuten wie in der Menschen oder Elfen Origin? Verstehe ich nicht.
Dann stirbt ein Familienmitglied... da geht einem doch der Tod der Eltern in der Menschenorigin immerhin einen Funken näher, denn dort hatte ich mehr als 2 Sätze mit den Verwandten gewechselt. Es war auch ein ganz schlechter Kniff, dass zwei Minuten später Avelines Mann verreckt. Sowas ist einfach zu lieblos dahingeschludert.
TOP: Flemeths Auftritt ist wundervoll inszeniert. Allgemein sehen ALLE Figuren im niedrigsten Detailgrad locker besser aus als die Figuren aus Teil 1. Kleidung und Rüstung passt echt, die Gesichter wirken einzigartiger und individuell. Wunderbar.
FLOP: Dann geht's auf eine Schiffreise und da passiert nichts? Kein Monster? Keine Dialoge mit Aveline oder der Mutter? Kein Sturm, gar nichts? Ich stimme der Mehrheit zu: Es gab niemals so einen beschissenen Start ins Game seit Baldurs Gate 2. Das ist entsetzlich schwach.
Danach wird es zum Glück besser, man bekommt halbwegs interessante Quests und die neuen Gefährten zu treffen ist ab und an recht gut. Es gab einige richtig tolle "Nebenquests", meine Top 3:
1.) Töte den Kindermörder oder bringe ihn zu seinem Vater zurück. Hier musste ich sehr lange mit mir ringen und auch die Darstellung des Wahnsinnigen war klasse.
2.) Eskortiere den Qunarimagier in die Freiheit. Das war einfach mal eine interessante Idee und eine schöne neue Seite der Qunari.
3.) Die Frankenstein-Mission mit Mutti: In Sachen Dramatik und Inszenierung schon sehr spannend.
FLOP: Das sind keine Nebenmissionen. Es sind eigentlich alles notwendige Aufgaben, die man erfüllen muss, weil sie doch halb zum jeweiligen Kapitel gehören. Nebenquests sind für mich vollkommen freie Missionen ohne Bezug zu der Hauptmission. Das war in Teil 1 einfach anders.
TOP: Keinerlei Ladezeiten. Man blinzelt und es geht weiter.
TOP: Geile Kampfdynamik, niemals in einem Rollenspiel war es so cool mal eben 'nen Magier zu spielen. Auch der Schurke spielt sich spannend und total anders als der Krieger. Kämpfe machen allgemein einen Heidenspaß.
FLOP: Gegner ploppen lieblos auf, unsagbar öde nach einer Weile, wirkt sehr uncharmant.
Auch viele Umgebungen stören mich, vor allem Kirkwall: Warum gibt es nicht wenigstens für jedes Stadtgebiet ein kleines Introvideo, wenn sich schon alles fast immer gleicht? Warum hat man nicht mehr Details in die wenigen Dungeons und Häuser gebracht? Das war in Teil 1 viel besser.
TOP: Das Dialogsystem ist sehr durchschnittlich, aber wenn man stur sarkastisch/ironisch spielt kann man das Spiel herrlich genießen. Ungemein witzige Dialoge, die guten/bösen Dialogoptionen wirken im Vergleich (hab's nicht massiv ausgetestet) recht lasch. Aber als Klugscheißer spielt es sich herrlich. Tolle Dialoge allgemein.
Okay, die Gefährten sind teilweise für mich genial gewesen und manche waren für mich ein schlechter Witz.
TOP: Fenris. Am Anfang dachte ich "ein Final-Fantasy-Emo", aber er war streckenweise so bitter und brutal, dass es mir die Sprache verschlug. Einer Gefangenen schwört er Freiheit, wenn sie ihm alles verrät. Dannach tötet er sie aber, ich dachte "Hey, du hast dein Wort gegeben!". Prompt kann man GENAU das sagen, was mir klarmacht: Die Macher wollten diesen Schock bei mir auslösen. Immer wieder gibt Fenris einen Einblick, wieso er so gnadenlos und brutal vorgeht, und das verleiht der Figur Tiefe für mich.
TOP: Aveline. Eigentlich ein grimmiges Mannweib, aber eben das war doch sehr passend, zumal ihre persönliche Quest um ihren neuen Freund einer der niedlichsten Momente des Spiels für mich war. Ich dachte auch immer "das kann nicht wahr sein, du redest mit ihm über Armbrüste?". Total schrullig und das machte die Figur in meinen Augen unsagbar liebenswert.
TOP: Varric. Ich finde ihn zwar ein wenig sinnlos gutmütig ("Hi, ich bin ein neuer Freund, der sich grundlos dir anschließt"), aber allein seine Anekdoten und seine rotzfreche Art haben doch einen Charme, dass man einfach schmunzeln muss. Unvergesslich seine Version des Kampfes gegen Bartrand.
Normal: Merril. Die ist fast 1 zu 1 wie Tali naiv und gutmütig, aber das Mädel lässt sich wissentlich mit Dämonen ein? Total unlogisch, selbst wenn man so gutgläubig ist. Allgemein auch: Alle Elfen sehen total schlecht aus, wie Topmodels in Dünn. Tali konnte ich eine ernste Art trotz ihres Altes abnehmen, und bei Merril nervt es mich, dass sie vollkommen anders als in Teil 1 ist.
Normal: Isabella. Ja, so eine art Morriganfigur, die kein Stück an sie herankommt. Vollkommen unlogisch, dass sie sich immer mir anschließt, und allgemein eigentlich keine Figur, die mir lange in Erinnerung bleiben wird. Vielleicht fand ich auch ihren Dress einfach nur komisch.
Normal: Bethany. Sinnfrei gutmütig aber gerade, wenn man sie mit Fenris und Isabella mischt, ergeben sich nette Dialoge. Ich kann es aber nachvollziehen, dass sie eher für mich ist.
FLOP: Carver. Unfassbar, wie eindimensional er ist. Ein ewiges "wä wäh wäh" aus seinem Mund und, wenn ich mich irgendwo runterbeuge, scheint er mir mit Genuss in den Nacken zu pissen (bildlich). Also, er kann ja ein Ekel sein, aber kann er dafür auch mehr Gründe zeigen? Hatte er echt keinen einzigen anderen Wesenszug?
FLOP: Anders. Nicht ein Funken der alten Figur ist dabei. Okay, er ist besessen, aber so gänzlich nur noch über Templer zu faseln nervt. Und auch Gerechtigkeit hat keinerlei Erkennungswert. Total verhauen und auch kein Stück lustig.
MEGAFLOP: Zu wenig Gefährten, wovon mir im Spiel 3(!) gestorben sind! Was ein Bullshit!
Dann noch meine 3 FLOP/TOP nebencharaktere:
Flop 3:
1) Mama Hawke. Alleine die Stimme ist schon unfassbar schlecht gewählt, aber dann auch das Outfit: Was dachte man sich dabei? Unfassbar unglaubwürdig, das ist keine Mutter.
2) Grace: Schwachsinnige Charakterentwicklung: Ich rette sie und zum Dank will sie mich am Ende abschlachten. Total plumper Kampfvorwand.
3) Orsinio: Unfassbar dämlich, wenn man sich am Ende den Magiern anschließt. Unfassbar, das ist mir zu hohl.
TOP 3:
1) Der Arishok: Alleine die deutsche Stimme ist unfassbar genial. Er ist zwar für einen Qunari sehr geschwätzig aber ist einfach stark inszeniert, in allen Belangen.
2) Schwester Petrice: Ich habe selten so eine schleimige Kröte erlebt, die auch noch so selbstgefällig ist. Die Figur konnte wirklich richtige Wut bei mir auslösen, toll gemacht.
3) Onkel Gamlen: Für mich am Anfang einfach dieser Stereotyp, aber gerade in Gesprächen nach dem Tode der Mutter doch überraschend tiefgründig. Die beste Charakterentwicklung innerhalb des Spiels.
Einige Dinge sind mir einfach nicht durchgegangen:
• Grund für die Expedition in die Tiefen Wege: Die war für mich niemals ernsthaft schlüssig. Auch Hawkes Aufstieg war viel zu uninteressant gemacht.
• Ich habe keine Entscheidungsfreiheit: Ich habe manche Stellen mehrmals geladen um mich aus Situationen rauszureden, das war unmöglich und ein unfassbares Minus, denn ich lebe für non-lineares gameplay. MEGAFLOP.
• 80% aller Questfiguren und bekannten Nebenfiguren sterben auf jeden Fall innerhalb des Spiels. Lahm.
• Alle 3 Kapitel sind gut, aber haben keinen ECHTEN Zusammenhang.
Schön hingegen:
Individueller Stil meiner Begleiter. Auch, wenn sie sich in 7 Jahren keine Spur optisch verändern (kein Bart für Varric? Keine neue Frisur bei Isabella? Dafür hat es echt nicht gereicht?).
Ich kann Partymitglieder in Situationen einbeziehen, das war echt cool, auch, wenn es zu wenig davon gab.
Es gab aber auch tolle Szenen, meine Lieblinge:
A: Bartrand verrät mich. Toll gemacht, das habe ich nicht so erwartet.
B: Ich kann eine Sklavin bei mir arbeiten lassen. Und zwar als Bedienstete oder Sklavin, das war ein nettes Gimmick.
C: Der vereiste Oger ("Keine Verzauberungen")!
D: Das Nichts und die Verführung der Freunde: Genial, das war eine geile idee!
Fazit: Ein gutes Spiel, das aber einfach nicht den Inhalt von Teil 1 bieten kann, gerade in Sachen Story, Tiefe und Entscheidungsfreiheit.
Nettes Game, aber "nette" Games gibt es mehr als eines. DA1 war da einfach eine dicke Klasse besser.
Review von Gutmensch
Grafik, Design und Synchronisation:
Die Grafik ist tatsächlich nicht mehr auf dem Stand der Technik. Wie schon in DA:O sind die Texturen oftmals matschig.
Hier schafft das "High-Res Texture Pack" (das übrigens nur für PC-Spieler erhältlich ist) ein wenig Abhilfe, allerdings sollte man nicht zu viel erwarten.
Haare und Kleidung bewegen sich jetzt endlich leicht, aber das hätte auch schon in DA:O so sein müssen, von daher kein wirklicher Pluspunkt.
Die Animationen wurden im Vergleich zum ersten Teil deutlich verbessert. Ob einem die akrobatischen Flummi-Künste eines Schurken gefallen, bleibt allerdings Ansichtssache.
Effekte sind in DA2 deutlich "bunter" ausgefallen. Hier sagt mir persönlich z.B. das gelbe Feuer gar nicht zu - wiederum Geschmackssache.
Was das Design angeht, finde ich, hat Dragon Age 2 einen großen Schritt nach vorne gemacht:
Flemeths neue Erscheinung, die Überarbeitung von Qunari und Elfen, Kirkwall mit all seinen Ketten - großartig!
Natürlich sagt manches neue Design nicht jedem zu. Für einige hat z.B. das alte Aussehen von Flemeth besser zu ihr gepasst.
In diesem Punkt hängt die Bewertung also vom eigenen Geschmack ab - mir gefällt's!
Im Missionsdesign verzeichne ich wiederum einen deutlichen Rückschritt: Klongebiete überall!
Positiv ist mir die deutsche Synchronisation aufgefallen. Alle Sprecher sind gut und von irgendwoher bekannt.
Einziger Minuspunkt ist hier die Rollenvergabe. Einige Charaktere hören sich, wenn sie ihren Mund aufmachen, einfach ganz anders an, als man es von ihnen erwartet hätte, würde man sie nach ihrem Aussehen beurteilen.
Unter diesen Minuspunkt fällt leider auch die Tatsache, dass selbst Sprecher von Begleitern wie Isabella anderen NPCs ebenfalls ihre Stimme geliehen haben.
Hawkes Stimme, sowohl weiblich als auch männlich, gefällt mir gut. Leute mit entsprechendem Gehör werden sich allerdings bei zweiterem an Zevran erinnert fühlen.
Die besten Stimmen haben hier meiner Meinung nach Meredith und der Arishok.
Atmosphäre:
Die Welt von Dragon Age 2 ist klein, tatsächlich beschränkt sie sich nur auf Kirkwall und Umgebung.
Atmosphärisch schlecht gelöst? - Ich finde nicht. Für Hawke gibt es im Gegensatz zum Wächter keinen wirklichen Grund, in der ganzen Welt rumzureisen, warum also sollte er/sie sich nicht auf seine/ihre neue Heimat beschränken?
Das Stadtleben wird in Dragon Age 2 nicht wirklich schön dargestellt. Es laufen zwar eine Menge NPCs in der Gegend rum, aber sie machen eben nur genau das. Eine Dame, die vor ihrem Haus kehrt, oder spielende Kinder trifft man nicht an.
Allerdings war dieser Punkt im ersten Teil auch nicht besser gelöst, von daher kann ich hier weder einen Rück-, noch einen Fortschritt feststellen.
Wenn man dann aber als Champion in den Straßen Kirkwalls angesprochen wird oder Aveline von den anderen Stadtwachen begrüßt, vergisst man das schnell und (zumindest bei mir) entsteht ein gutes Gefühl.
Durch all die Begleiter, mit denen Hawke mehrere Jahre in Kirkwall erlebt, denen er hilft und mit denen er Freundschaften schließt, entsteht eine gewisse Vertrautheit gegenüber der Stadt und ihren Bewohnern. Man fühlt sich sozusagen "zu Hause".
Skill- und Kampfsystem:
Im Vergleich zum Vorgänger laufen die Kämpfe in Dragon Age 2 deutlich actionreicher ab.
Viele Leute meinen auch, sie würden "schneller" vonstattengehen, aber das bezweifle ich.
Dieser Eindruck entsteht vermutlich durch die schnelleren Animationen und die dadurch aufkommende "Hektik", sowie das Wegfallen der Kanalisationszeiten beim Wirken von Zaubern.
Hier kann auch das Wegfallen der Iso-Ansicht bemängelt werden, wobei ich selbst sie in DA:O fast nie benutzt habe.
Das neue Skillsystem gefällt mir persönlich besser als noch in DA:O. Weniger nützliche Zauber wurden entfernt und die bestehenden können ausgebaut und verstärkt werden.
Jeder Begleiter hat darüber hinaus einen einzigartigen Fähigkeitsbaum - ein Pluspunkt, sowohl in dieser Kategorie als irgendwie auch in "Begleiter".
Für viele negativ: Das neue Skillsystem macht es einem nicht einfach die Rolle des Heilers zu erfüllen.
Wirkliche Heilzauber gibt es nur noch wenige (2 oder 3, glaube ich) und deren Cooldown-Zeiten sind ziemlich hoch.
Hier stimme ich dem allgemeinen Unmut also zu.
Wer in Dragon Age: Origins gerne einen Zwei-Waffen-Krieger gespielt hat, wird sich in Dragon Age 2 vergeblich nach dieser Spezialisierung umsehen.
Das Tragen von zwei Waffen ist von nun an dem Schurken vorenthalten - für manche ärgerlich, für mich ein guter Schritt in Richtung "Klassen werden unterschiedlicher".
Was wohl vielen "alten" Rollenspielern übel aufstößt, ist das Wegfallen des aktiven Skillens von Berufen oder Dingen wie "Überreden" und "Überleben".
Hier stimme ich zu, wobei mich (anspruchslos wie ich bin), das neue Handwerkssystem relativ zufrieden gestimmt hat.
Story und Quests:
Anders als im Vorgänger geht es in Dragon Age 2 nicht mehr um die Rettung der Welt vor dem Untergang durch den Erzdämon, sondern um eine/n einzige/n Frau/Mann, die/der sich sich und ihre/seine Familie in Sicherheit bringen will und sich eine neue Existenz in der Stadt Kirkwall aufbaut.
Von vielen Magazinen als "weniger episch" bezeichnet, gefällt mir diese Änderung ganz gut.
Immer die Welt zu retten wird doch irgendwann langweilig.
Im Zentrum der Geschichte steht der Konflikt zwischen Magiern und Templern. Leider gerät die Geschichte in diesem Punkt erst relativ spät in Fahrt, ist dann aber durch einige wichtige Entscheidungen und die spannende Inszenierung wieder im positiven Bewertungsbereich.
Abgesehen davon gibt es wieder einen riesigen Haufen Quests zu erledigen. Einige davon sind simple "Abhol-Abgeb"-Quests, andere dagegen überzeugen durch verschiedene Lösungsmöglichkeiten und interessante Geschichten.
Durch das Erzähler-System und die Zeitsprünge haben manche Quests (im Spiel schon) Auswirkungen, was zur Glaubwürdigkeit und zur Atmosphäre beiträgt.
Lediglich das Ende war etwas enttäuschend. Nicht, weil es unspannend gewesen wäre (ganz im Gegenteil), sondern weil es so plötzlich und unumstößlich kam. Ich hätte gern erfahren, wie es mit Hawke weitergeht.
Begleiter:
Hier ist mal wieder alles gelungen.
Haufenweise Begleiterquests verleihen Varric, Anders, Isabela, Fenris, Sebastian, Aveline und Merrill Tiefe.
Jeder hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Ansichten. Findet der eine, dass die Magier ungerecht behandelt werden, sagt der andere, alle Magier seien böse: Streit vorprogrammiert!
Die Romanzen sind ein klein wenig kitschig geworden. Wenn Anders einem wie in Rage das Gesicht ableckt, weiß man, was ich meine.
Was den Sex angeht, so zeigt BioWare (zumindest mit Anders) einiges weniger, als noch in den wohlbekannten Szenen aus DA:O.
Man sollte übrigens aufmerksam sein, denn zwei der Begleiter (3, wenn man den DLC mitzählt), stoßen nur während optionaler Nebenquests zu euch.
Auch passiert es ganz schnell, dass euch Begleiter verlassen, wenn ihr nicht zum richtigen Zeitpunkt das richtige Maß an Beziehung zu ihnen aufgebaut habt.
Meine favorisierten Begleiter: Varric, Anders, Aveline
Fazit:
Dragon Age 2 hinterlässt gemischte Gefühle bei mir. Es ist kürzer als DA:O, besser inszeniert.
Auch die Begleiter sind leicht besser, während Kampf- und Skillsystem wiederum nicht jedermanns Geschmack sind.
Ich hatte meine Freude mit Dragon Age 2. Zwar hat sich nie das Origins-Gefühl bei mir eingestellt, aber ich habe mich in die Geschichte saugen lassen, wurde gut unterhalten und habe schon jetzt Lust auf den nächsten Durchgang.
Die viel genannten "Rollenspieler der alten Schule" werden Krückstock schwingend in Richtung BioWare deuten, aber wenn man davon absieht, ist Dragon Age 2 ein grundsolides, modernes Rollenspiel.
Pro:
* Fantastisches Design
* Gute deutsche Synchronisation
* Hervorragende Begleiter
* Einsteigerfreundlich, verstellbarer Schwierigkeitsgrad
* Spielstand-Import aus Origins und DLCs möglich
* Trotz actionreicherer Kämpfe immernoch (gerade auf höhren Schwierigkeitsgraden) taktisch fordernd.
* Deutlichere Unterschiede zwischen den Klassen
* Zahlreiche spannende Nebenquests
* Interessante, ungewöhnliche Haupthandlung
* Das gesamte Spiel ist meisterhaft insziniert
* BioWare
Contra:
* Grafisch veraltet
* Ein paar wenige Synchronsprecher wurden fehlbesetzt
* Klongebiete
* Keine Iso-Ansicht mehr
* Fantasievolle Animationen sind Geschmackssache
* Mehre Langweilige "Bring"-Quests
* BioWare
Wertung:
Grafik: 6/10
Design: 8/10
Synchronisation: 8/10
Atmosphäre: 8/10
Skillsystem: 9/10
Kampfsystem: 7/10
Story: 10/10
Quests: 8/10
Begleiter: 10/10
Gesamtwertung: 8,2/10
Review von Sergej Petrow
Ich hab für meinen ersten Durchgang (Schurke -> Schatten, Assassine, Verstohlenheit) auf Basis eines Spielstandes vom ersten Teil (relativ rechtschaffener Charakter mit Alistair auf dem Königsthron) gute 70 Stunden gebraucht. Wohl so ziemlich alles abgegrast, was so ging. Sogar nur noch ein geheimer Erfolg offen, was immer sich auch hinter dem verbergen mag.
Zunächst einmal hatte diese Erzählform, wie Varric so nach und nach vom Champion berichtet, durchaus ihren Reiz. Wie sich die einzelnen Ereignisse mal abseits von irgendwelchen Held-rettet-Welt-Geschichten entwickelten, fand ich durchweg positiv.
Erst die Zeit nach Ferelden, wie man versucht zu Kohle zu kommen, nebenbei aber schon der Konflikt mit den Qunari und den Templern und Magiern anfängt und selbst Teile der Kirche an vorderster Front stehen um bestimmte Konflikte anzufachen.
Auch die Questreihen waren insgesamt recht positiv. Vieles war über drei Akte aufgebaut und je nachdem, wie man sich vorher entschied, gab es entsprechende Abweichungen. Auch die Geschichten der Begleiter waren recht spannend gehalten.
Im spielerischen Sinne war da allerdings so manches nicht so toll umgesetzt. Einmal die immer gleichen Dungeons. Es ist kein Problem, wenn man das gleiche Terrain betritt. Schwer vorstellbar, wieso von einem Akt zum anderen beispielsweise die verwundenen Wege anders aussehen sollen. Darum geht es nicht. Aber dass dann die Höhlen oder Extrastadtteile oder oder oder ein Musterdungeon bekommen, einfach Türen versperrt werden, damit es dieses mal statt linksrum rechtsrum geht. Wie kann man auf so einen Müll eigentlich kommen? Diese Dungeons wirken einfach nicht, und da es nichts zu schauen gibt, rast man einfach durch, ab und zu mal unterbrechend, wenn Monster gekillt werden. Schon ein krasser Minuspunkt, der zudem äußerst unverständlich ist. Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, dass solche dann doch recht einfach gestrickten Dungeons tatsächlich viel mehr Entwicklungszeit beansprucht hätten, wenn man auf diesen Salmon verzichtet hätte.
Auch hatte ich wenigstens kleine Rätsel vermisst. Bis auf diese ziemlich schwachen Rätsel im Nichts, die zudem mit der XBox eine Qual waren (die Fässer ließen sich nicht toll ansteuern), habe ich zumindest nichts Großartiges an Rätseln bemerkt. Das Suchen und Finden von Schriftrollen ist kein Rätsel, sondern stupides Absuchen. Die Geschichte dazu war ja noch ganz interessant aber mehr auch nicht. Hier hatte man im übrigen desöfteren das Gefühl, dass man nur von einem Punkt zum anderen rast und es kaum wirkliche Überraschungen gibt.
Was ich natürlich noch nicht beurteilen kann, ist, wie es sich auf unterschiedliche Lösungen auswirkt. Eventuell können ja Rätsel im Detail versteckt sein. Aber das wäre wohl eher auch Mumpitz, es sei denn, man lässt seinen Charakter nur nach der bestmöglichen Belohnung spielen.
Schon DAO war ja nicht mit Rätseln überhäuft. Aber es gab dann doch ein paar. Beispielsweise die Bibliothek im Magierturm, das Drachentöterschwert im Magierturm, in Orzammer der Drache, bei den Elfen das Durchführen des Rituals und so weiter und so fort.
Solche Momente fehlen in DA2. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die jeweiligen Abenteuer dafür zu kurz sind, um tatsächlich Spannung aufzubauen. Es ist so ein Zwischending, von den einfachen Abarbeiten-Quests bis zu den längeren Questreihen in DAO.
Das scheint für mich so ein bisschen das eigentliche Problem an DA2 zu sein. Es gibt ordentlich Aufgaben in DA2, so ist es ja nicht. Aber hier hätte man eher nach dem Motto "weniger ist mehr" verfahren sollen, diese Aufgaben aber dafür richtig darstellen, sodass tatsächlich ein Gefühl erzeugt wird, dass man Teil der Geschichte ist. So war es aber zu oft Quest abholen, Anreisen, Aufmischen, Abreisen und Belohnung abgreifen, ohne echte Vertiefung. Es fehlte dieser geheimnisvolle Touch.
Was die Begleiter-Entwicklung angeht, ist das ebenso deutlich abgeflacht. Zwar gibt es mehr Aufgaben für die Charaktere und manche sind durchaus spannend aber insgesamt informationsmäßig bei weitem nicht so dicht und, was für mich viel wichtiger ist, von den Typen her nicht so mitreißend wie beim Vorgänger. Insgesamt natürlich immer noch auf vergleichsweise hohem Niveau. Varric aber auch Aveline (die Verkupplungsquest war beispielsweise wirklich witzig) oder Fenris, das war schon stark, gab aber auch schwache, farblose Charaktere, wie beispielsweise Anders, wo selbst der Mabari besser zur Geltung kam.
Was manchmal ziemlich störend war, ist das Antwortsystem. Die Texte weichen doch des öfteren von dem ab, was man eigentlich tatsächlich hinter den Vorgaben vermutet. Man sollte schon aus den Antworten vermuten dürfen, was sich dahinter verbirgt, sonst wird es lediglich ein Glücksspiel.
Was natürlich gleich sehr positiv auffiel, ist, dass die Hauptfigur spricht. Was war das doch bei DAO für ein Mist, wenn die Hauptfigur immer nickend dabei stand, während sogar der Mabari was zum Thema beitrug. Ein dicker Pluspunkt, zumal die Stimmen auch an sich recht gut waren und, mit wenigen Ausnahmen, auch zu dem passten, was man sagen wollte.
Das neue Craftingsystem finde ich ganz gelungen. Rezepte kann man kaufen und finden. Rohstoffe müssen gefunden werden. Das erstellen von Tränken, Bomben und Runen erfolgt im trauten Heim oder an ein paar Stellen in der Stadt. Da gibt es eigentlich nichts zu meckern.
Das Kampfsystem oder überhaupt die Kämpfe fand ich um einiges besser als beim Vorgänger. Viel mehr Möglichkeiten, die Chars zu entwickeln und auch durch die Abhängigkeitstalente von jeweiligen anderen Klassen macht es Spaß, zu probieren. Irgendwie wirkt das ganze wesentlich dynamischer und direkter. Für mich ist das ein fetter Pluspunkt gegenüber dem Vorgänger und derzeit, weil die Kämpfe wirklich Spaß machen, so mit der Hauptgrund, dass ich DA2 nochmal spiele (Bei DAO war es eher durch die mitreißende Story, was ich mir eigentlich auch beim zweiten Teil erhofft habe).
Dazu einige gute Bossgegner und so manche wirklich fiese. Ich will hier jetzt nicht großartig spoilern. Aber dass ein Kampf schon mal mehr als eine halbe Stunde dauert, da gibt es in DA2 schon ein paar Stellen, wo das passieren wird, und damit meine ich nicht den Schlusskampf.
Besonders gefiel mir die Geschichte um die Qunari. Diese Geschichte war schon eher vergleichbar mit so manchen aus dem ersten Teil. Der Arishok kam jedenfalls bestens rüber und insgesamt hat das Ganze auch noch mal so ein bisschen erläutert, wie die Qunari so ticken. Wie Isabella da reingeraten konnte, war auch recht spannend und sorgte bei mir für die eine oder andere Überraschung, was meist damit zusammenhing, dass sie (wieder mal) einfach aus der Party verschwand. Schon eine echte Zicke.
Auch positiv war die eine oder andere Erinnerung an alte Zeiten. So wie ich das sah, hat das alles gepasst, was im übernommenen Spielstand erledigt wurde. Außerdem wurde mindestens eine Sache vermutlich schon mal für den dritten Teil geklärt, warum jemand überleben konnte, der eigentlich tot sein sollte.
Da hat sich Bioware jedenfalls ordentlich Mühe gegeben, ein paar alte Bekannte gut einzubinden. Schön war es auch Sandal wiederzusehen. "Verzauberung? Verzauberung!". Das ist wirklich einprägsam.
Hm, eine kleine Frage hätte ich vielleicht noch. Der Schmied im zweiten Akt (der neben dem Rüstungsbauer in der Unterstadt steht), gibt es für den einen Auftrag oder soll er tatsächlich nur an den ersten Teil erinnern?
Im Ergebnis sicherlich ein gutes Spiel, welches aber nicht wirklich an den Vorgänger rankommt. Schade eigentlich, da die Geschichten an sich doch viele Möglichkeiten boten, eine wesentlich dichtere Atmosphäre zu schaffen.
Aber als Action-RPG macht es dann doch wieder Spaß. Sehr dynamisch, direkte Spielweise, die auf jedenfall die Unterschiede der einzelen Klassen aufzeigt und selbst innerhalb der einzelnen Klassen sind die Unterschiede deutlich ausgelegt.
geschrieben von Moku